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Brückenschläge und Schlagworte

Schlagwort: river (Seite 7 von 7)

Kraków

Als ich das erste Mal nach Kraków kam, war ich seit 13 Jahren nicht in Polen gewesen, lernte aber schon seit fast 2 Jahren die Sprache. Ich war aufgeregt und neugierig auf dieses Land, von dem ich nurmehr dunkle Erinnerungen an einen Kindheitsurlaub in mir trug, von dem ich mich aber doch entschieden hatte, es durch das Studium der Polonistik zu einem Teil meines Lebens zu machen. Damals stieg ich aus dem Bus vom Flughafen aus, direkt an den Planty, und lief den Kirchtuermen nach ich die Richtung, in der ich die Innenstadt vermutete. Mein Weg fuehrte mich ueber die Floriańska direkt auf den Rynek, den grossen Hauptmarkt. Meine Beine trugen mich, als kennten sie den Weg, als seien sie ihn schon hundertmal gelaufen. Maechtig ueberfiel mich ploetzlich das Gefuehl, als sei ich hier schon einmal gewesen. Ueberall war Musik. Bilder von Kaffeehaeusern mit schweren roten Samtvorhaengen zogen an meinem inneren Auge vorbei, wie ich sie spaeter im Cafe Singer in Kazimierz, dem alten juedischen Teil von Kraków, tatsaechlich erleben sollte. Es war als ob meine Seele die Stadt aus einem frueheren Leben wiedererkannte. Ich war auf eine seltsame Art und Weise nach hause gekommen.
Wenn mich heute Freunde fragen, warum ich diese Stadt so liebe, kann ich es nur mit dieser ersten Erfahrung begruenden. Ohnehin finde ich die Frage jedoch seltsam. Wie kann man Kraków nicht sofort ins Herz schliessen?
Ich komme erneut in Kraków an und die Sonne scheint, als wuerde sie dafuer bezahlt. Mit Paweł und Paulina setze ich mich auf dem Rynek in die Sonne und trinke Kaffee. Spaeter setzen Paulina und ich uns an die Wisła, die Weichsel, die unter dem Schlosshuegel ihre maechtige Kurve zieht und stolz und ruhig an uns vorbeifliesst, als koennte sie niemals grau und wild werden und ueber die Ufer treten. Ueber auf dem Wawel steht das Schloss mit der Kathedrale. Die Schoenheit greift mir ans Herz. Ich habe mich hier wirklich niemals fremd gefuehlt.
Abends gehen wir im Klezmer Hois in Kazimierz juedisch essen. Im Nebenraum beginnt ein Klezmerkonzert. Wir stellen uns in den Tuerrahmen und sehen verstohlen zu. Vor einem dunkelroten filigranen Vorhang mit goldenen Blattornamenten steht ein Kontrabassist, daneben sitzt ein Akkordeonspieler. Die dritte im Bunde ist eine junge Frau mit einer Geige. Sie spielen suess und schwungvoll, lebendig und melancholisch. Hava Nagila. Bei mir bist du scheen. Wenn die Frau ihre Geige absetzt, tut sie es, um die Harmonie der Instrumente um ihre Stimme zu bereichern. Sie ist tief und samten, wie dunkles Holz. Steinerne Saeulen, gehaekelte Spitzendeckchen. Die tiefe Stimme beginnt zu seufzen, hoch und jazzig, wie es im Klezmer sonst die Klarinette tut. Ich will auch seufzen. Kraków, du Zauberstadt.

In Mostar leben – Impressionen

Das Hostel hat zwei Zweigstellen. Meine liegt direkt am Ufer der Neretva. Das Haus hat frueher Batas und Majdas Grosseltern gehoert. Es ist hell und geraeumig. Majda pflanzt Blumen im Hof. Ich schlafe im Gemeinschaftsraum in einem Bett mit weissen Laken. Sie erinnern mich an fruehere Griechenlandurlaube mit meiner Familie.

Wenn ich von der kleinen Terasse aus dem Tor trete, trennt mich nur ein asphaltierter Basketballplatz vom gruenen Wasser des Flusses. Nur ein paar hundert Meter flussabwaerts erhebt sich majestaetisch die Alte Bruecke. Sehen kann man sie von hier aus nicht, aber ihre Praesenz ist in der Stadt ja stets allgegenwaertig.

Ich sitze in der Abendsonne auf dem Maeuerchen vor dem Hosteltor und rauche eine Zigarette. Der Himmel faerbt sich langsam rosa ein. Ein Schweizer, der im Hostel wohnt, spielt mit einem Haufen bosnischer Jugendlicher Basketball. Zwei weitere Grueppchen von Kindern und Jugendlichen verteilen sich ueber den Platz. Lautes Lachen, Schreien und Triezen erklingt von dort unten. Von den zwei nahegelegenen Moscheen beginnen die Muezzine zum Abendgebet zu rufen. Es ist als wuerfen sie sich die Zeilen aus dem Koran gegenseitig zu. Auf dem Asphalt am Rande des Basketballplatzes stehen in bunten froehlichen Farben die Worte „Strpljenje – Uzdržljivost – Prijaznost“ – Geduld – Maessigung – Freundschaft – und auf der anderen Seite „Ljubav – Radost – Dobrota“ – Liebe – Freude – Guete. Hinter dem Platz ragen Brueckenpfeiler aus dem Wasser, die keinen Steg mehr tragen. Es dunkelt ganz langsam, Muetter rufen ihre Kinder von Balkonen nach hause, „ajde!“, „dođi!“ Es liegt Frieden ueber Mostar, der geteilten Stadt.

Ich gehe noch einmal in das ausgebombte Bankgebaeude, das alle nur als „Snipers‘ Nest“ bezeichnen. Direkt unter mir liegt das frustrierend bunt restaurierte Gebaeude des Gymnasiums. Es wirkt deplaziert. Aber welche Schule, die Segregation betreibt, koennte schon so wirken, als gehoere sie dahin, wo sie steht. Im Kanton Herzegovina-Neretva gehen bosnische und kroatische Kinder und Jugendliche in unterschiedliche Klassen. Sie haben unterschiedlichen Sprach- und Geschichtsunterricht. Sie lernen, dass sie sich unterscheiden. Sie lernen, die Spaltung der Ethnien in ihrer Gesellschaft fuer normal und richtig zu halten. Der Gedanke tut mir in der Seele weh.

Morgens und abends ist es im Hostel am geschaeftigsten. Da kommen Leute an und fahren ab, sie brauchen Fruehstuck, es gilt unterschiedliche Taxis, Pick-ups und Drop-offs zu organisieren, Schluessel werden eingesammelt und ausgeteilt. Batas und Majdas Mutter, sie heisst fuer uns alle nur Mama, sorgt fuer die Verpflegung. Heute morgen gibt es Ruehrei, Tomaten, frische Feigen, Brot mit cremiger Butter und Marmelade. Das beste kommt zum Schluss: Bosanska kahfa, bosnischer Kaffee. Es gibt ein ganzes Ritual dazu, wie dieses koestliche Getraenk zu geniessen ist. Das macht die Bosanska kahfa zum sozialen Ereignis mehr als nur zu einem Wachmacher am Morgen. Mama serviert mit so viel Liebe, dass auch die zoegerlichsten zugreifen. Bosnische Gastfreundschaft und das Lebensgefuehl des Balkans eroeffnen sich im morgendlichen Fruehstuecksritual. Es macht dieses Hostel so einzigartig, dass die Familie versucht, das alles auch den Reisenden zu eroeffnen.

Vukovar / Novi Sad / Belgrad / Novi Pazar / Višegrad

Aus Sarajevo geht mein Zug morgens ganz frueh nach Vukovar. Ich bin noch so erschlagen von den vielen Eindruecken, dass mir so ein ganzer Tag in Zuegen und Bussen ganz gut zupass kommt. In Vukovar dauert die Suche nach einer Unterkunft eine Weile, und mein Rucksack wird immer schwerer, und der Himmel immer grauer, und die Stadt ist von einer eindrucksvollen Mischung aus Traurigkeit und Lebensfreude gepraegt – traurig die Haeuserskelette, die Einschussloecher an fast jedem Gebaeude, der Blick durch leere Fensterrahmen in zerstoerte Raeume, in denen die Tapete an den Waenden noch zu erkennen ist; lebensfroh die Menschen, die in schicken kleinen Laeden Kaffee trinken und sehr hilfsbereit und gut gelaunt sind, wenn ich nach dem Weg frage. Ich denke an Erich Kaestners „Das fliegende Klassenzimmer“ und das schoene Zitat: „Das waere doch gelacht, dachte Jonathan Trotz, wenn das Leben nicht schoen waere.“ So kommen mir die Menschen hier vor. In Bosnien war das ganz aehnlich.

Nach der Nacht in Vukovar reise ich weiter nach Novi Sad. Die Passkontrollen sind jetzt langsam Routine geworden und nicht mehr so aufregend. Ich finde es jetzt eher bemerkenswert, wie einfach das alles geht und wie schnell. Die serbische Polizistin guckt nur ein bisschen komisch, aber vermutlich ist ihr Grenzuebergang einfach nicht der touristisch frequentierteste. In Novi Sad finde ich schon wieder nicht gleich den Weg, ich fahre einmal mit dem Bus um die ganze Stadt herum. Nun gut, da hab ich wenigstens schonmal ein bisschen was gesehen. Es giesst in Stroemen, die Strasse, in der mein Gastgeber Lazar wohnt, steht voellig unter Wasser, ich muss durch verschiedene Vorgaerten klettern. Einmal angekommen bekomme ich aber Kaffee und Musik und nette Gesellschaft. Ich sitze mit drei Serben und einer Bulgarin bis nachts um 4 beim Rotwein. Ich singe ein bisschen was aus unserem Volksliedprogramm und sowohl mein Kroatisch als auch mein Bulgarisch sind angeblich nahezu akzentfrei. Das beschraenkt sich sicherlich auf die Lieder, aber es ist schoen zu wissen, dass die Anlagen fuer die Sprachen anscheinend vorhanden sind.
Am naechsten Tag erkunde ich Novi Sad. Die Stadt erinnert tatsaechlich wieder mehr an Ungarn, wie es hier in der Vojvodina ja auch zu erwarten ist. Das Wetter ist wunderbar und die Strassen sind voller Musik, ich hoere aus verschiedenen Haeusern Menschen Klavier und Gesang ueben. Die grosse Synagoge fasziniert mich besonders. Nachmittags lasse ich mir in einem alterntiv/hippen Laden, wie er auch in Berlin in Friedrichshain zu finden waere, die Haare schneiden. Der gute Mann schnippelt liebevoll anderthalb Stunden an meinem Kopf herum und unterhaelt mich dabei auch noch glaenzend, so lange war ich glaube ich noch nie beim Friseur, und am Ende zahle ich nur laecherliche 9 Euro. Anschliessend klettere ich auch auf das Schloss hoch. Die Sonne scheint, ich trinke einen Kaffee und fuehle mich langsam etwas erholt.

Der naechste Tag ist aber schon wieder so aufregend: Morgens frueh brechen wir auf zu einer Wanderung im Fruška Gora Nationalpark. Ein herrlicher tiefer gruener Wald und Hoehenunterschiede von bis zu 300 Metern zwischen den Stationen machen das ganze Projekt ziemlich anspruchsvoll – an diese Stellen komme ich aber nicht, weil es nach 10 Kilometern anfaengt zu regnen und ich mich einem Maedchen anschliesse, das in die Stadt zuruecktrampen will. Abends kommen wieder verschiedenste Nationalitaeten in Lazars Wohnung zusammen: Serbien, Schweden, Frankreich und Russland sind vertreten, und wir singen wieder bis nachts um 3.

Langsam gehen meine Energie-Reserven zur Neige, und deswegen ist es genau das Richtige fuer mich, was mich in Belgrad erwartet: eine entzueckende Gastgeberin mit einer gemuetlichen Wohnung, in der meine Schlafcouch vor dem Fernseher steht, dazu herrliches Wetter fuer entspannte Spaziergaenge durch die weisse Stadt. Wir schlafen abends frueh ein und wachen morgens spaet auf. Saška verbietet mir, Geschirr zu spuelen oder ihr beim Kochen zu helfen, das ist serbische Gastfreundlichkeit. Mir ist das ein bisschen unangenehm, aber da ich gegen ihre Bestimmtheit ohnehin keine Chance habe, kann ich es auch einfach geniessen.
Belgrad ist eine richtige Grossstadt und hat als solche viel zu bieten, und es macht Spass, sich von Saškas Begeisterung anstecken zu lassen. Sie ist sehr stolz auf ihre Stadt und ihr Land. Wir sitzen lange auf der Schlossmauer mit einem herrlichen Blick auf Donau und Sava.


Hier sitzen wir und sprechen ewig – über Kosovo. Dabei macht sich bemerkbar, dass es sich bei Politik in Serbien tatsaechlich um ein viel komplizierteres Thema handelt als in jedem anderen Land, in dem ich jemals war. Besonders die Kosovo-Frage ist heikel, und Diskussionen darueber gestalten sich schwierig, denn ich habe kein historisches und politisches Vorwissen, was die ganze Angelegenheit angeht. Schon in Novi Sad treffe ich auf Betroffenheit und Unverstaendnis, was Kosovos Unabhaengigkeit betrifft, und es scheint, dass das Land diesen Zug Kosovos niemals akzeptieren wird. Es geht dabei viel um serbisches kulturelles Erbe in der Region Kosovo und um die schlechte Behandlung der Serben durch die Albaner. Das Unrecht, dass die Serben ausgeuebt haben, wird eingeraeumt, aber schnell dadurch relativiert, dass die andere Seite auch verbrecherisch gehandelt hat. Ein besonderes Schuldbewusstsein ist nicht da. Mit meinem deutschen Hintergrund, der mir die kollektive Nationalverantwortung fuer die Verbrechen des Holocausts auf so vielfaeltige Weise eingetrichtert hat, ist mir das sehr fremd. Das Nationalbewusstsein ist hier einfach ganz anders. Das zeigt sich in vielfaeltiger Form: Ich mache in Belgrad auch Photos von den Regierungsgebaeuden, aber ein Polizist kommt auf uns zu und erklaert, dass Photographieren hier verboten ist und ich muss das Bild wieder loeschen. Ich bin jetzt ehrlich umso gespannter auf Kosovo, denn mich interessiert doch vor allem, was die Menschen zur Unabhaengigkeit sagen, die da leben.

Nach Belgrad steht Novi Pazar auf dem Programm. Ich finde es relativ unspektakulaer dafuer, dass so viel Wirbel um den grossen tuerkischen Einfluss und die lebendige islamische Kultur dort gemacht wird. Mir faellt nur auf, dass Maedchen mit Kopftuch eher unter sich zu bleiben scheinen und Maedchen ohne Kopftuch auch. In Sarajevo kam mir das gemischter vor, aber vielleicht erwarte ich auch nur Segregation in Serbien und sehe deswegen Gespenster?
Von Novi Pazar fahre ich nach Studenica zum Kloster. Die Kapelle ist eine der schoensten, die ich je gesehen habe.

Dorthin zu gelangen ist auch nicht ohne, oeffentlicher Nahverkehr ahoi, ein Auto waere hier wirklich praktischer. Dafuer ist es nicht ueberlaufen, sondern einfach huebsch. Die Nacht verbringe ich in Užice bei einer Couchsurferin, abends gehen wir zu einem kleinen lokalen Filmfestival und sehen einen Film ueber Militaerkoeche seit dem Zweiten Weltkrieg, hochinteressant!

Und schon wieder weiter, zurueck nach Bosnien. Heute Višegrad – und ich kann es genau so einrichten, wie ich gerne wollte: Ich sitze auf der Bruecke ueber die Drina auf der Kapia (wer das Buch kennt, weiss, was das ist) und lese die letzten Seiten in Ivo Andrićs Meisterwerk. Die Stadt ist klein und beschaulich, nicht besonders huebsch, aber die Bruecke ist gigantisch sowohl im Ausmass als auch betreffs der Schoenheit, und die Drina ist gruen und maechtig.

Anschliessend mache ich Station in Sarajevo bevor es zurueck nach Mostar geht, wo ich mich nochmal zwei Tage erholen werde. Ich freue mich schon auf das Hostelpersonal und die Stadt. Danach steht Dubrovnik auf dem Programm, ich muss jetzt auch mal wieder an die Kueste und frischen Seewind atmen und schwimmen gehen und braun werden, um die Batterien aufzuladen.

Mostar und Umgebung / Travnik / Jajce / Banja Luka / Sarajevo

Die Busfahrt von Split nach Mostar eroeffnet wieder Ausblicke, die mich sprachlos machen. In Kroatien werden die Berge immer hoeher und der Blick ueber die Adria wird immer weiter. Hinter der bosnischen Grenze (diesmal Passkontrolle, aber kein Stempel, ich bin fast ein bisschen enttaeuscht) ist alles weicher und gruener. Die Landschaft ist so harmonisch und friedlich, der Krieg, den man mit Bosnien doch so haeufig als erstes assoziiert, er kommt mir gar nicht in den Sinn. Auffaellig nur die grosse Anzahl kleiner Schrottplaetze mit ausgenommenen Autos deutscher Hersteller… ein paar Stereotypen muss wohl jedes Land bedienen.

Die Ankunft in Mostar ist ziemlich dramatisch. Erst will der Busfahrer mit mir was trinken gehen. Nein danke. Dann setzt er mich irgendwo ab und behauptet, die Innenstadt waere ganz nah. Da der Busbahnhof laut Karte tatsaechlich irgendwo in der Wallachei liegt, glaube ich ihm, steige aus und verlaufe mich hoffnungslos. Da stehe ich dann auch ploetzlich zwischen Kriegsruinen und alles ist ein bisschen unheimlich. Nach einer Stunde finde ich das Hostel, habe, hurra, erstmal einen Asthmaanfall vor lauter Aufregung und bin ganz schoen k.o. Keine halbe Stunde spaeter lachen mich die anderen Hostelgaeste aus, weil ich schon voellig wiederhergestellt bin und ausgesprochen gute Laune habe. So kann es gehen. Das Hostel wird von Majda und Bata betrieben, Geschwister um die 40, und liegt in einer Wohnung in einem Plattenbau. Die Stimmung ist unheimlich familiaer und gemuetlich und man muss sich einfach sofort wohlfuehlen.

Am naechsten Tag bietet Bata eine Tour durch die Region an. Fast alle Hostelgaeste fahren mit, und es ist nicht zu irgendjemandes Schaden. Zuerst bringt Bata uns nach Međugorje. 1981 hatten hier auf einerm einsamen Berghuegel sechs Teenager eine Vision der Heiligen Jungfrau Maria. Seitdem ist der Ort eine Pilgerstaette und wird jaehrlich von bis zu 2 Millionen Menschen besucht. Alles fuehlt sich ein bisschen nach Disneyland an, weil der Ort eigentlich nur aus Restaurants, Souvenirlaeden und Hotels besteht, viel Plastik und Pappe. Aber was fuer eine Macht der Glauben haben kann! In naher Zukunft will der Vatikan die Vorkommnisse ueberpruefen, bislang ist der Vorfall nicht offiziell anerkannt, und trotzdem diese Menge von Pilgern!
Die zweite Station heisst Kravice. Hier gibt es einen wunderbaren Wasserfall von fast 30 Metern Hoehe. Wir baden im eiskalten Wasser, stehen unter Nebenwasserfaellen, und springen mit einem Seil in den Gebirgsfluss. Herrlich!

Weiter geht es nach Počitelj. Das mittelalterliche Dorf war bis zum Krieg ganz regulaer bevoelkert, ist aber 1993 ethnischen Saeuberungen zum Opfer gefallen und wurde weitestgehend zerstoert. Einiges ist heute wieder aufgebaut, und der Blick vom Burgturm auf die gruene Neretva ist so schoen, dass es mir die Traenen in die Augen treibt. Wir kehren bei einer der letzten Bewohnerinnen des Dorfes ein und werden mit Kirschstrudel, bosnischem Kaffee (der uns meistens als tuerkischer Kaffee bekannt ist) und selbstgemachtem Minz-, Salbei- und Granatapfelsirup bewirtet.

Der letzte Halt ist Blagaj, eine Pilgerstaette fuer Moslems mit einer herrlichen Tekke und der Quelle des Flusses Buna. Das erste Mal auf dieser Reise muss ich ein Kopftuch tragen. Ich habe noch viele Diskussionen darueber vor mir, aber ich finde es nicht unangenehm. Blagaj ist ein wirklich zutiefst spiritueller Ort. Ich moechte gerne wiederkommen.

Die ganze Tour ueber versorgt uns Bata mit Informationen ueber die Region, den Krieg, seine Lebensgeschichte und die bosnische Kultur. Er hat unglaublich viel zu teilen, und es ist ein Geschenk, dass er bereit ist so offen darueber zu sprechen. Seine ganze Familie musste im Krieg fliehen, und die Dinge, die sie vorher gesehen haben muessen, entbehren jeder Beschreibung. Ich scheue mich davor, zu viel hier niederzuschreiben. Wer die Geschichten hoeren will, soll selbst nach Mostar fahren.

Wir kommen erst spaet nach Mostar zurueck und deswegen habe ich am folgenden Morgen nur noch wenig Zeit fuer die Stadt. Sie begeistert mich. Sie ist bunt und froehlich und lebensfroh. Die Menschen scheinen aus den Erfahrungen des Krieges einen besonderen Ueberlebenswillen gezogen zu haben. Maedchen mit und ohen Kopftuch sitzen gemeinsam beim Kaffee und schnacken. Die Souvenirstaende mit den herrlichen Schals und Schmuckstuecken nehmen Euro und Bosnische Mark und ueberall spricht man Englisch. Die Bruecke, die beruehmte, sie trohnt ueber allem. Ein herrliches Fleckchen Erde!

Nach einem kurzen Zwischenstop in Sarajevo (ich hoere das erste Mal in meinm Leben den Muezzin vom Minarett zum Gebet rufen, ich finde es wunderschoen!) brechen mein Gastgeber Nagy, ein Kumpel Fatih und ich am Samstag frueh morgens in den Norden Bosniens auf. Nagy und Fatih kommen aus der Tuerkei und arbeiten beide an einer hiesigen tuerkischen Privatuniversitaet. Beide sind glaeubige Moslems und zwischendurch muessen wir das ganze Wochenende immer mal wieder eine Moschee suchen, weil die beiden beten muessen. Wenn man wirklich will, kann man sowas ja echt in jeden Tagesablauf integrieren! Ich frage viel zum Islam, wir haben eine kleine Kopftuchdiskussion und nebenbei geniessen wir die Schoenheit von Travnik und Jajce.

Banja Lukas, unser Ziel fuer den Tag, ist dagegen erschreckend nichtssagend und beinahe haesslich. Abends treffen wir uns mit ortsansaessigen Couchsurfern – noch eine Kopftuchdiskussion. Ich bin mir in meiner Meinung darueber noch nicht ganz klar, aber die staendige Auseinandersetzung mit dem Thema ist ziemlich spannend. Am naechsten Tag geht es ueber Krupa na Vrbasu, einem Mini-Plitvice, wieder zurueck nach Sarajevo.

Sarajevo selbst ist eine sehr bunte Stadt, und die Kriegswunden stoeren die Aesthetik des Ortes nur bedingt. Zumindest atmet man hier Geschichte, ein bisschen wie in Berlin. Das tuerkische Viertel Baščaršija ist voller Leben und ich moechte am liebsten ueberall Schmuck und Tuecher und Roecke kaufen. Ich sitze an beiden Tagen, die ich hier verbringe, stundenlang vor der grossen Moschee und betrachte das Treiben dort. Auch Kopftuecher folgen unterschiedlichen Moden: alte Muetterchen in traditionellen Farben, stylishe junge Frauen mit abgestimmten Outfits. Abends fahren Nagy und ich zur Festung hoch und geniessen einen herrlichen Blick auf die Stadt. Ich besuche auch das Tunnelmuseum, das den Eingang des Tunnels zwischen Sarajevo und dem freien bosnischen Territorium waehrend der Belagerung 1992-1995 bewahrt. Es hat ein bisschen was von Berliner Luftbruecke und ist sehr bewegend.

Morgen kommt noch mehr Auseinandersetzung mit dem Krieg: Es geht nach Vukovar in Kroatien, das schwer beschaedigt worden ist. Mich macht es ganz verrueckt, dass das erst so kurz her ist und ich so wenig darueber weiss. Nach Vukovar steht Serbien auf dem Plan. Darauf bin ich sehr gespannt, denn Kroaten und Bosnier haben, wenn es um den Krieg geht, doch meistens die Serben als den gemeinsamen Feind genannt. Dort begegnet mir sicher eine neue Sicht auf den Krieg.

Maribor / Ljubljana / Bled

In Veszprem habe ich eineinhalb Stunden nach einer Verbindung nach Slowenien gesucht, die nicht ueber Graz geht – das fand ich total albern. Endlich habe ich dann was gefunden und beginne die neunstuendige Fahrt mit der Etappe Veszprem – Zalaegerszeg, dort muss ich umsteigen in einen winzigen Zug von vielleicht 10 Metern Laenge, ein einziger Waggon. Der aechzt und ruckelt dann sehr angestrengt nach Hodoš, wo die Grenze ist. Die letzten Passagiere ausser mir sind an der letzten ungarischen Station ausgestiegen und ich fahre mit dem Schaffner alleine ueber die Grenze und steige in Hodoš aus- das ist ein totales Nest, das im Prinzip aus einem riesigen Bahnhofsgebaeude mit Zollbehoerde und allem Drum und Dran besteht und sonst aus gar nichts. Nur die slowenische Flagge weht stolz und froehlich ueber den Bahnhof. Ich habe dort eine Stunde Aufenthalt, das ist voellig skurril. Mich fasziniert diese voellig entvoelkerte Grenze. Was fuer ein Kontrast zur amerikanisch-mexikanischen Grenze zwischen El Paso und Ciudad Juarez, an der die zwei Staedte und Staaten nahtlos ineinander uebergehen und die Grenze in der Zivilisation ertrinkt! Weiter geht es ueber Murska Sobota und dann immerhin ohne Umsteigen, dafuer in einer absurden Suedkurve ueber Ormož, Ptuj und Pragersko nach Maribor.

In Maribor komme ich in einer WG von 5 Studenten unter, die aber alle arbeiten – ich komme gegen 20 Uhr an und wir sitzen lange in der Kueche, trinken Salbeischnaps und Wein und diskutieren ueber den Bolognaprozess. Ich moechte am liebsten sofort einziehen. Am naechsten Tag stehen Mojca un Rok, in deren Zimmer ich schlafe, frueh auf und ich setze mich dann irgendwann zum Fruehstueck in die Kueche. Ich fuehle mich wie zuhause. Den ganzen Tag laufe ich durch die Stadt, eigentlich laufe ich immer ein kurzes Stueck und sitze dann irgendwo eine Stunde lang und lese mein Buch – an der Drava, auf dem Glavni trg, im Stadtpark, oben auf dem Huegel Piramida. Das Wetter ist phantastisch und abends habe ich einen Sonnenbrand. Langsam trudeln verschiedene Mitbewohner in der Wohnung ein, Tilen kocht, wir trinken Wein, alle rauchen (nur ich bleibe stark!), es kommt Besuch, wir gehen tanzen bis nachts um 3. Es ist als wurde ich hier wohnen.

Am naechsten Tag nimmt Tilen Eva und mich im Auto mit nach Ljubljana. Auf dem Weg halten wir bei einem Weinbauern in der Naehe von Slovenska Bistrica, weil Tilen dort Wein kaufen will. Wir werden verkoestigt wie die Koenige: verschiedene Sorten kalter Braten, Schinken, Kaese, Raeucherwurst mit viel Knoblauch, Kaese, Brot, selbstgemachte Kuchen, zwei Sorten Wein, selbstgemachter Apfelsaft, Most, es hoert ueberhaupt nicht mehr auf! Es ist einfach wunderbar, und die Gesellschaft stimmt auch.

In Ljubljana angekommen finde ich relativ zuegig zu Mias WG – es ist schoen, auch mal bei jemandem unterzukommen, den man schon kennt. Sie hat ihren Freund Kalle zu Besuch, und am ersten Abend gehen wir noch durch den Regen auf die Metelkova, einen herrlichen alternativen besetzten Gebaeudekomplex mit vielen Clubs in ehemaligen Militaerbarracken. Am naechsten Tag entdecke ich Ljubljana – der Blick vom Schloss auf die verschneiten Berge in der Ferne ist unbezahlbar, die Stadt ist wunderschoen, die Menschen so freundlich – Slowenien begeistert mich restlos.

Abends gehen wir essen – zum Nachtisch gibt es Gibanica, einen Mohn-Topfen-Apfel-Walnuss-Strudel-Unfassbar-Lecker-Unbedingt-Sofort-Jeden-Tag-Essen-Wollen-Nachtisch. Ich habe von einer Freundin von Mias Mitbewohnerin auch ein Rezept bekommen. Der zweite Tag in der Hauptstadt ist ruhig, ich kaufe in einem herrlichen Antiquariat mit englischen Buechern – eine Empfehlung der Maribor-WG – Vladimir Bartols „Alamut“, einen slowenischen Klassiker. Auf die Lektuere freue ich mich sehr!

Heute in aller Fruehe dann der Bus nach Bled. Auf der Fahrt brechen die schneebedeckten Berge durch eine dicke Wolkenwand, das sieht so schoen aus! Leider nieselt oder regnet es den ganzen Tag, aber der Spaziergang um den herrlichen Bleder See mit dem Inselchen in der Mitte und die Fahrt mit dem Boot dorthin lasse ich mir nicht nehmen. Ich laeute die Wunschglocke und denke in dem barocken Kirchlein an meine polnischen Freunde und frage mich, wie es in Polen wohl aussieht nach dem Flugzeugunglueck.
Nachmittags laufe ich noch hoch zum Schloss. Dort gehe ich nicht hinein, der Eintritt ist unverschaemt teuer und schon die Bootsfahrt und der Eintritt auf der Insel waren nicht von Pappe. Aber ich waere nicht Papis Tochter, wenn ich nicht eine Alternative zum Blick von der Schlossmauer suchen wuerde. Ich besteige voellig unbefestigte Wege und laufe um das Schloss herum. Gott segne das Profil meiner Wanderstiefel, ungefaehrlich ist das nicht – aber ich werde mit einem atemberaubenden Blick auf den See belohnt.

Morgen muss ich in aller Fruehe einen Zug bekommen und fahre dann an die Kueste – da soll auch das Wetter wieder besser werden. Schon jetzt ist mir klar, dass dies nicht mein letzter Besuch in Slowenien sein wird, ich habe zu wenig Zeit fuer alles, was ich sehen moechte. Eine unfassbare Vielfalt, von Mittelmeerkueste bis zum Skifahren in den Alpen, Weinberge, Hoehlen, roemische Ruinen, es scheint hier einfach alles zu geben und nichts ist weiter als drei bis vier Stunden entfernt- es sei jedem ans Herz gelegt, sich davon selbst zu ueberzeugen!

Wien / Bratislava / Budapest

Man haette ja auch fliegen können. Aber Zugfahren erlaubt es, so richtig Abstand zu bringen zwischen den Ort, den man verlaesst, und den, zu dem man reist. Im Übrigen ist so eine Bahnfahrt von Berlin nach Wien doch sicherlich immer für eine Überraschung gut und überdies unschlagbar günstig. Ich steige morgens um halb 9 in Berlin in den Zug und – schwupps! – zehn Stunden spaeter bin ich in Wien. Dazwischen liegt ein Abenteuer: Ich teile eine Sitzgruppe im Grossraumwagen mit einer sechsköpfigen bosnischen Familie, Mama und fünf Söhne, der aelteste so um die 15, die jüngsten Zwillinge von etwa 4 Jahren – halleluja! Wenn ich nicht aufgeregt gewesen waere und ausgesprochen gut gelaunt, haette mich nach etwa einer halben Stunde der Geruch von warmgewordenen Milchprodukten aus der riesigen Provianttüte tödlich genervt, und das Geschrei der Zwillinge erst recht. Ich bin aber gut gelaunt, und laechle die arme Mutter immer wieder an, damit sie kein schlechtes Gewissen hat. Dafür bietet sie mir spaeter in gebrochenem, aber ausgesprochen charmantem Deutsch Waffeln an. Jetzt freue ich mich noch mehr auf Bosnien!

Wien ist wunderbar, aber vor allem wegen Nele und der schönen entspannten Zeit, die wir miteinander verbringen. Die Stadt und ich werden keine besten Freunde mehr, ich halte sie auf Distanz. Sie ist mir zu kühl und zu adrett.
Umso schöner der Tagesausflug nach Bratislava. Die Stadt wirkt kaum wie eine Hauptstadt, zu verschlafen und gemütlich kommt sie daher an diesem Schönwettersonntag. Aber gegen die Abwesenheit von Hektik habe ich überhaupt nichts einzuwenden. Nele und ich schauen in die Martinskathedrale hinein, dort gibt es ein kostenloses Konzert, ich glaube es ist eine Passion. Herrlich! Anschliessend gehen wir ausgesprochen gut und günstig essen in einem Restaurant, das der Lonely Planet empfiehlt. Um uns herum spricht man trotzdem, Gott sei Dank, nur Slovakisch, es ist also keine Touristenfalle und die Atmosphaere stimmt auch mit Haekelvorhaengen und alten Radios und Schreibmaschinen als Deko. Ich versuche auf Polnisch zu bestellen und das klappt ganz gut.

Und ploetzlich ist schon Montagmorgen und ich steige in Wien an einer der zahlreichen Baustellen, die ein Bahnhof sein wollen, wenn sie gross sind, in den Zug nach Budapest. Drei Stunden dauert die Fahrt, jetzt ist es endlich so richtig losgegangen!
Am Keleti Bahnhof steige ich aus, das Gebaeude ist wunderschön und alles ist aufregend. Es ist ein Kopfbahnhof, und zwischen Gleisende und Absperrung spielen alte Maenner Schach. Das Wetter ist fast sommerlich warm und es herrscht ein buntes Treiben. Ich gebe meinen Rucksack in die Gepaeckaufbewahrung und stiefele los.
Als erstes lande ich, eher zufaellig, im juedischen Viertel. Die Synagoge ist von aussen herrlich, aber es ist voll und teuer und das Wetter ist zu schön um drinnen zu sein. Ich laufe also weiter und erkunde Pest von allen Seiten. Viele hübsche Ecken gibt es, und ich bin ganz angetan. Mehr oder minder plötzlich stehe ich auf dem Szabadsag ter, der umrahmt ist von herrlichen Gebaeuden, und meine Begeisterung waechst – und dann taucht das Parlament auf und ich kann mich kaum noch halten. Der Reichstag wirkt wie eine schlecht gestrichene Streichholzschachtel dagegen.
Mir faellt auf wie lange ich nicht mehr in einem Land war, in dem ich die Sprache kein bisschen verstehe. Ich habe noch nicht mal eine Ahnung, wie man irgendwas aussprechen könnte. Was die Leute reden ist mir ein völliges Raetsel. Heute, drei Tage spaeter, habe ich mich schon ein bisschen daran gewöhnt, ich spreche jetzt in der Metro dem Ansager die Stationen nach um ein Gefühl für die Sprache zu bekommen, aber es ist so unfassbar anders, dass es mich manchmal etwas anstrengt. Dunkel fühle ich mich an die Zeiten erinnert, in denen das Polnische mir genauso fremd war. Wie schön, dass das vorbei ist!
Nun, ich fahre also abends zu meinen Gastgebern zur ersten Couchsurfing-Erfahrung, ich habe lange niemanden gefunden und Melinda und Laszlo haben sich sehr kurzfristig bereit erklaert, mich aufzunehmen – die beiden sind entzückend und wahnsinnig hilfsbereit und freundlich. Sie müssen die ganze Woche sehr viel arbeiten, aber ich bekomme haufenweise Hinweise auf lohnenswerte Aktivitaeten.
Am naechsten Morgen stehen wir alle frueh auf, da ich keinen Schlüssel habe muss ich mit den beiden das Haus verlassen. Ich erkunde tagsüber das Parlament von innen – für EU-Bürger ist das kostenlos. Besonders gefallen mir die Zigarrenhalter vor den Plenarsaelen und die Tatsache, dass sich der Securitymann am Eingang von dem Hinweis auf das Messer in meiner Tasche (sowas muss man als Backpacker ja dabei haben) kein bisschen beeindrucken laesst. Ich schaue mir auch die Stephanskathedrale an und gehe nachmittags mit einem ungarischen Maedchen, das ich ebenfalls über Couchsurfing kontaktiert habe, zum Schloss hoch. Es ist ein sehr netter Nachmittag mit angeregten Diskussionen.
Heute schliesslich war ich früh am Heldenplatz und dann im Haus des Terrors, einem Museum über die Pfeilkreuzler, die ungarischen Nationalsozialisten zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, und den Soviet-Terror in Ungarn. Museumspaedagogisch erinnert es mich hier an das Museum zum Warschauer Aufstand in Warschau, es ist sehr interaktiv und emotional aufgezogen. Ich lasse mich darauf nicht mehr so stark ein wie früher vielleicht. Ich habe aber auch sachlich einiges mitgenommen, denn ich war so firm zuvor in ungarischer Geschichte nicht. Am fruehen Abend bin ich in einem kostenlosen Konzert im Palast der Kuenste und geniesse anschliessend das Sonnenuntergangs-Panorama auf dem Gellert-Hügel.

Untermalt werden diese vielen kulturellen Eindrücke natürlich von den zugehörigen Kleinigkeiten – zum Beispiel das Geraeusch der Krankenwagen. Es klingt wie ein Laser-Maschinengewehr in einem Computerspiel, das einen besonders scheusslichen Ork töten soll. Oder die roten Postkaesten. Oder die Computertastatur, auf der es ü und ö gibt, aber keinen a-Umlaut, dafür ł und Ł, obwohl die Ungarn das nicht brauchen. Oder der kurze Ausflug in die Markthalle, wo es so wahnsinnig gut duftet nach Gemüse, Gewürzen, frischem Fleisch und ganz viel Knoblauch und Paprika. Diese Kleinigkeiten werden sich noch weiter zu einem Ungarn-Gesamteindruck zusammenfügen. Denn noch ist ja Ungarn nicht abgeschrieben: Morgen geht es erstmal nach Kecskemet, und dann nach Pecs und an den Balaton. Ich hoffe zum Beispiel noch auf ein zünftiges Gulas und auf den ersten Titel in meinem Lieder-Repertoire, das ich mitbringen soll. Da gibt es noch viel zu tun. Also: Szia!

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