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Brückenschläge und Schlagworte

Schlagwort: Bulgaria

Tsarevets Castle in Veliko Tarnovo, Bulgaria

This Bridge on Bridges on Sundays seemed to stretch out between different layers of time throughout history.

Tsarevets, Veliko Tarnovo, BulgariaThis is the bridge that leads to Tsarevets castle in Bulgaria’s proud medieval town Veliko Tarnovo. It may have well been my favorite place in Bulgaria – small and cozy, of great beauty, and the people there were extremely friendly. While in many other places in Bulgaria I found the people to take some getting used to, in Veliko Tarnovo they were a lot more open, they smiled much and were very helpful and welcoming. I was in Veliko Tarnovo in late June. Inland Bulgaria at this time of year is really hot, and by that I don’t mean 30 degrees, but more like 45 to 50. As beautiful as Veliko Tarnovo was, in my four days there I did have moments when I just lazily stuck around the hostel terrace in the shade, wanting to roar like a lioness at anyone who would dare to try and tear me out of my heat coma.

But I did go to explore the fortress. Veliko Tarnovo was the capitol of the medieval Bulgarian kingdom at a time when this country was a true power in Europe. The bridge leads the way over the moat to the beautiful fortress remains. The church on the castle hill is fully restored, and its insides are dominated by modern art paintings that I adored and that I looked at for a long time – partially also because inside the church it was nice and cool. The same way that the church bridged the gap between the middle ages and today with its medieval architecture and its contemporary wall paintings, the bridge in the picture seemed to overcome a time lapse between a modern lively student town and Bulgaria’s proud and long history as a kingdom. If only it hadn’t been this hot… the flickering air and the burning sun are a ver dominant part of my image of that truly beautiful place.

If you have read My Mission statement, you know why I love bridges. To me they are the most universal symbol of connection, of bringing people together and overcoming anything that may seperate us. I want to present to you pictures of bridges that I really love in places that I really love on my blog every Sunday. If you have a picture of a bridge that you would like to share with my readers as a guest post, feel free to contact me!

Sofia / Prishtina / Peja / Prizren / Niš

Von Istanbul nach Sofia zu kommen ist ein Schock. Nach der menschlichen und klimatischen Waerme in der Tuerkei ist die bulgarische Hauptstadt grau und kalt. Ich habe zwar im Nachtbus gut geschlafen, bin aber einfach kaputt von der Reise – ich bin Istanbul-verkatert. Ich schlafe sogar fuer 20 Minuten am Anfang des Fussballspiels Deutschland – England einfach ein. Dafuer bin ich abends aufgedreht und feiere mit vielen Reisenden im Hostel bis spaet in die Nacht. Mein Rhytmus ist voellig durcheinander. Auch das gehoert zum Reisen dazu.
Am zweiten Tag in Sofia schaue ich mir die Stadt an. Sie ist viel huebscher als alle immer sagen, und die Sonne scheint auch wieder.

Die gelbe Kopfsteinpflasterstrasse, die an allen huebschen Gebaeuden vorbeilaeuft, zwingt zur Referenz auf den Zauberer von Oz. Mir fehlen nur Dorothys rote Schuhe. Abends gibt es wieder viele spannende Geschichten im Hostel auszutauschen. Ein Schwede radelt von Stockholm nach Jordanien. Ein Amerikaner ist gestrandet, weil er sein Visum fuer die Tuerkei ueberschritten hat und nun nicht zurueck kann. Vier Maedels aus Hamburg haben gerade Abitur gemacht und strahlen die besondere Lebensfreude aus, die einem das Bewusstsein von Freiheit nach dem Schulabschluss gibt.

Am naechsten Tag fahre ich nach Skopje. An der Grenze zu Mazedonien behalten sie das erste Mal meinen Pass ein. Sie winken mich raus und zeigen immer wieder auf das Deckblatt. Ja, da steht „Reisepass“ drauf… Ich verstehe gar nicht, was los ist, bis einer von den Grenzern zum anderen etwas sagt, was ich deute als: „Und in Albanien war sie auch!!“ Ich denke: Mann, so ein Mist, daran wollen sie sich doch jetzt nicht aufhaengen? Ich versuche auf serbisch meine Reiseroute zu erklaeren. Endlich winken die Grenzer ab und geben mir meinen Pass wieder. Viele Mitreisende fragen mich auf deutsch, ob alles klar ist, und regen sich fuerchterlich auf. „Keiner versteht unsere Grenzbeamten,“ sagt eine junger Mann, „das ist nicht nur die Sprachbarriere fuer dich.“ In Skopje bleibe noch einmal eine Nacht bei Mariska. Sie hat noch zwei deutsche Maedels zu besuch und wir schnacken den Abend so weg. Am Tag darauf geht es in den Kosovo.

Von Skopje nach Prishtina zu kommen ist ganz einfach. An der Grenze fragt mich der Beamte nur kurz was ich hier mache und wuenscht mir dann sehr hoeflich einen schoenen Aufenthalt.
Prishtina ist grau und hat ein fieses Verkehrschaos, aber die Stimmung in der Fussgaengerzone ist, als waere Jahrmarkt. Ueberall wird sinnloses Spielzeug verkauft und es faellt sofort ins Auge, dass der Altersdurchschnitt in diesem Land bei 25 liegt. Aeltere Menschen scheint es nicht zu geben, geschweige denn alte. Kinder dagegen – ueberall! Sie rennen und spielen und schreien, dass es eine Freude ist. Englisch ist allgegenwaertig, das Land ist voll von internationalen jungen Leuten, die fuer die NGOs taetig sind, die sich hier nach dem Krieg angesiedelt haben. Die Kosovaren in den Cafes lachen auch wie Kinder – unverschmutzt, ehrlich, offen.
Mein Eindruck ist vor allem: Das hier ist nicht Serbien. Es ist auch nicht Albanien. Es ist Kosovo. Vermutlich sagen die Serben, dass man in anderen Laendern auch regionale Unterschiede bemerkt, aber Kosovo einfach weiter als Serbien zu bezeichnen erscheint mir absurd. In Peja und Prizren, den zwei Staedten, die ich besuche, bekomme ich allerdings auch ausgebombte serbische Haeuser zu Gesicht. Da wird es leichter, auch diese Perspektive zu begreifen. Es gibt in dieser Region nie das reine Opfer und den reinen Taeter. Alle Seiten haben sich gegenseitig unendliches Leid zugefuegt.
Peja erinnert an Ulcinj in Montenegro und an Novi Pazar in Serbien. Ich trinke Cappuccino in einem Strassencafe. Es giesst in Stroemen. Vor der Terrasse ist ein Brunnen. Das Wasser zum Kaffee holt der Kellner mit dem Glas von dort, er haelt es einfach in den Strahl und stellt es mir triefend nass auf den Tisch. Dazu grinst er wie ein kleiner Junge. Dann faellt der Strom aus. Alles ist chaotisch. Keiner stoert sich daran.

Prizren ist die huebscheste Stadt, die ich in Kosovo sehe. Ich steige mit einem Amerikaner, den ich im Bus kennen lerne, hoch zur serbisch-orthodoxen Kirche. Meterhoher Stacheldraht und KFOR-Wachschutz. Wir duerfen nicht hinein.

Wieder unten in der Stadt zeigt uns der Pfarrer, den zwei Jugendliche fuer uns herbeigeholt haben, die katholische Kirche. Dort ist kein Wachschutz noetig, „aber,“ sagt der Pfarrer in exzellentem Deutsch, „meiner Meinung nach brauchen auch die serbischen Kirchen keinen Wachschutz.“ Er erzaehlt ein bisschen schuechtern, aber sehr lebendig von der Kirche und der Gemeinde. Im Kirchhof bluehen gelborangerot die Rosen.

In jedem Cafe in Prishtina lerne ich jemanden kennen. Das Fussballspiel gegen Argentinien schaue ich im Irish Pub zwischen lauter Deutschen, es ist wie zuhause, alle liegen sich in den Armen und singen und jubeln und fluchen. Abends gehen wir auf Parties von den Kollegen meiner Couchsurfing-Gastgeberin Claire, essen herrliches albanisches Essen oder trinken Kaffee in einem internationalen Buchladen mit Gastronomie. Krieg? Bitte, das ist 10 Jahre her! Am eindruecklichsten erinnern die Bilder der Vermissten an einem Bretterzaun in der Innenstadt und die Denkmaeler, an denen man im Bus auf dem Weg nach Peja oder Prizren vorbeifaehrt, daran.

Das Lebensgefuehl in diesem Land trifft mich als zukunftsorientiert und froehlich. Hier muss man alle paar Jahre hinkommen und schauen, wie sich alles veraendert – das geht sicher rasend schnell!

Von Prishtina fahre ich nach vier Tagen ueber Skopje nach Niš in Serbien. Die Sonne brennt, als ich vom Busbahnhof zum Hostel laufe – ich frage drei verschiedene Leute nach dem Weg, alle auf serbisch. Keiner kann mir helfen, aber alle reden mit mir und verstehen mich gut und ich finde das Hostel dann schliesslich von ganz alleine. Ich gehe frueh schlafen, ich habe noch was aufzuholen.
Am naechsten Tag ist das Wetter wieder wunderbar. Ich liege zwei Stunden auf einer Bank in der Burganlage und werde braun. Danach trinke ich am Ufer des Flusses Kaffee. Neben mir sprechen sie in einer Gruppe von etwa 10 jungen Leuten deutsch. Dann fangen sie an zu singen! Mehrstimmig! A capella! Mit Stimmgabel und allem! Natuerlich komme ich sofort mit einem von den Jungs ins Gespraech. Wir singen gemeinsam Brahms. Sie sind von einem europaeischen Jugendchor und haben am Samstag ein Konzert hier in Niš. Abends gehe ich erst mit den anderen Leuten aus dem Hostel essen, danach mit den Chorleuten was trinken. Ich kann mich nur immer wieder fragen, wie Leute auf die Idee kommen koennen, dass ich einsam oder gelangweilt sein koennte. Absurd.

Veliko Tarnovo / Varna / Burgas

Ich kann mich kaum erinnern, wann ich das letzte Mal mit dem Zug gefahren bin, ich glaube es war zwischen Sarajevo und Mostar. Zwischen Plovdiv und Stara Zagora faehrt ein alter deutscher Regionalexpress. Es ist immer wieder seltsam, in einem fremden Land in einem Zug, Bus oder einer Strassenbahn aus Deutschland zu sitzen. Meistens sind die Schildchen – „Nicht aus dem Fenster lehnen“, „Notbremse nur im Notfall benutzen“, „Waehrend der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen“- unuebersetzt oder nur provisorisch mit bedruckten Aufklebern ueberklebt.
Wie wir es aus dem Regionalexpress von jeher kennen, gibt es auch hier nicht ausreichend Platz fuer Gepaeck. Mein Rucksack ist staendig im Weg und faellt auch immer um. Mein Sitznachbar fragt mich schliesslich „Na gore?“- „Nach oben?“ und zeigt auf ein Gepaecknetz, und ich nicke engagiert. Er guckt verwirrt. „Ne?“- „Nein?“ Ach du meine Guete, das geht hier ja andersrum mit dem Kopfschuetteln und dem Nicken! Ich sage schnell: „Da, da!“ und nicke wieder – ach nein, wieder falsch! und wechsele dann zum Kopfschuetteln. Ich glaube der arme Mann haelt mich fuer ein wenig seltsam, aber mein Rucksack landet schliesslich auf der Ablage. In Stara Zagora muss ich umsteigen, die Zeit ist knapp, ich laufe auf das zweite Gleis und frage einen Schaffner, der da neben dem Zug sitzt: „Veliko Tarnovo?“ Er schuettelt den Kopf und sagt „Tarnovo, da!“ Gott sei Dank ergaenzt er die Geste um die Worte, auf die ich mich immerhin verlassen kann, sonst waere ich sicherlich endgueltig verwirrt am Bahnsteig stehen geblieben.

Veliko Tarnovo ist heiss. Jeder andere Eindruck verschwindet zunaechst hinter den Temparaturen, es sind wohl an die 40 Grad. Trotzdem mache ich mich nachmittags auf, um auf die Festung Tsaravets zu klettern. Sie ist riesig und ausgesprochen gut erhalten.

Am hoechsten Punkt steht eine Kirche, die mich schwer beeindruckt. Sie ist mit Fresken aus den 1980er Jahren geschmueckt. Ich tue mich sonst so schwer mit moderner Kunst, aber die Waende hier sprechen mich wirklich an. Neben christlichen Motiven finden sich wohl auch Bezuege zur bulgarischen Geschichte. Ich kenne mich leider viel zu wenig aus um irgendetwas zuordnen zu koennen, aber das ist nicht so schlimm. Die Figuren sprechen ihre eigene Sprache, mit der sie Leid und Triumph zum Ausdruck bringen. Abends gibt es im Hostel das Fussballspiel gegen Australien. Ich gehe nach dem 4:0 ausgesprochen gutgelaunt zu Bett.
Am naechsten Tag organisiert das Hostel einen kleinen Trip zu einem nahen Kloster, wo wir versuchen, Fresken bestimmten biblischen Geschichten oder mythologischen Figuren zuzuordnen und schliesslich dahinterkommen, dass das grosse Bild an der Klosterwand den Wechsel der Jahreszeiten darstellt. Alles ist hier von aussen ein bisschen heruntergekommen, aber das Innere der Klosterkirche strahlt im ganzen traditionellen Glanz. Anschliessend fahren wir zum Hotnica-Wasserfall. Wir schwimmen im gruenen Wasser des Flusses und springen die zwei oder drei Meter den Wasserfall hinunter. Eine herrliche Erfrischung!

Ich mache mich zwei Tage spaeter fast etwas wehmuetig auf nach Varna – obwohl oder gerade weil ich in Veliko Tarnovo noch lange nicht alles gesehen habe, hat es mir dort ausgesprochen gut gefallen und ich haette noch viel mehr Zeit dort verbringen koennen. Die Kueste lockt jedoch mit ihren etwas kuehleren Temparaturen. Meine Gastgeberin Boyana kommt mich in Varna vom Bus abholen und wir laufen zu ihrem am Rande des Zentrums gelegenen Appartment, das sie mit ihrem Freund Niki teilt. Vom Balkon aus sehe ich schon das Schwarze Meer, da haelt es mich nicht mehr und ich laufe gleich in die Stadt. Ich bin erstaunt ueber die Schoenheit des Zentrums. Es erinnert mich stark an Opatija in Kroatien und hat viel von oesterreich-ungarischem Kurort-Pomp – wie kann das sein? Die Bulgaren haben das von osmanischer Architektur gepraegte Zentrum Ende des 19. Jahrhunderts nach westlichem Vorbild umgebaut – alles fuer die Distanzierung vom „Joch der tuerkischen Herrschaft“. Niki spricht, vielleicht in Ermangelung besserer Englischkenntnisse, sogar von „Slavery“, wenn es um die tuerkische bestimmte Vergangenheit Bulgariens geht.
Und schliesslich erreiche ich durch den Primorski Park, den Park am Meer, den Stadtstrand von Varna und sitze am Ufer des Schwarzen Meeres. Es ist graugruener als das Mittelmeer und mir dadurch sehr vertraut. Wild, aber bestaendig. Aus irgendeinem Grund ist mir seine Endlichkeit sehr bewusst. Am Ufer von Ostsee und Mittelmeer erscheint mir der Horizont in aller Regel unbeschreiblich weit, als kaeme niemals Land dahinter. Hier denke ich unmittelbar daran, dass auf der anderen Seite des Meeres Asien liegt und die Weiten Russlands. Es weht ein leichter Wind, der mir den Kopf frei macht. Das Mittelmeer ist wunderbar, es ist ein Urlaubsmeer zum Schwimmen und Strandliegen. Das Schwarze Meer, wie meine geliebte Ostsee, ist zum Spazierengehen und Horizontgucken. Es bringt mich anders zur Ruhe.

Am naechsten Tag verbringe ich den Morgen am Strand und nachmittags gucken Boyana, Niki und ich das Spiel gegen Serbien, naja, reden wir nicht weiter darueber. Niki geht anschliessend mit mir an den Hafen. Er erklaert mir viel bulgarische Geschichte und wir schauen den Segelschiffen zu, die mit bunten Spinnaker in den Hafen einlaufen.

Die naechste Station heisst Burgas. Es ist eın beschauliches Staedtchen mit Kuestenflair, in dem ich zwei ruhige Tage mit viel Fussball und guten Gespraechen mit meiner Gastgeberin Dora und ihrer Cousine Galina verbringe. Von dort bin ich heute nacht nach Istanbul gereist, das einen eigenen Blog verdient. Es ist bislang noch unbeschreiblich. Mein Bild muss sich erst noch festigen. Soviel vorweg: Ich finde es phantastisch.

Mavrovo / Skopje / Štip / Kloster Rila / Plovdiv

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Von Ohrid aus moechte ich eigentlich ueber den Sueden Mazedoniens in Richtung Bulgarien reisen, aber ich finde keine Couchsurfer, es gibt keine Hostels und die Verbindungen mit Bus und Bahn sind fast unmoeglich herauszufinden. Kurz bin ich mal so richtig genervt. Ich habe das Hostel schon bezahlt und mein Zimmer geraeumt und weiss noch immer nicht wo ich als naechstes hin soll. Von einer Minute auf die andere entscheide ich dann, ueber das Kloster Bigorski im Mavrovo Nationalpark nach Skopje zu fahren.
Ach, der Transport hier unten… Diese Route bedeutet ein Taxi von Ohrid nach Struga, einen Furgon von Struga nach Debar und noch ein Taxi von dort zum Kloster. Der Furgonfahrer ist auch wieder ein bisschen aufdringlich und erzaehlt mir eine halbe Stunde lang wie huebsch ich bin. Langsam gewoehne ich mich ja fast an Avancen von uebergewichtigen Mittfuenfzigern und kuemmere mich schon gar nicht mehr richtig darum. Vielmehr geniesse ich den Blick auf die wunderbare Landschaft vom Mavrovo-Nationalpark. Mir war gar nicht klar, dass wir da durchfahren – und ploetzlich finde ich mich inmitten einer der schoensten Landschaften meiner Reise wieder. Gruene Huegel, tiefe Schluchten, und unter uns im Tal die Radika, ein Fluss von einer sensationell blauen Farbe. 

Das Kloster Jovan Bigorski hat zwar eine herrliche Ikonostase mit wunderschoenen Schnitzereien – da der Grossteil der Gebaeude aber vor wenigen Jahren niedergebrannt ist, ist das ganze Gelaende eine grosse Baustelle und von stiller Klosteratmosphaere ist wenig zu spueren. Umso froher bin ich um die Fahrt vom Kloster nach Skopje, die weiter durch Mavrovo fuehrt. In der Abendsonne sind die dichtbewaldeten Huegel noch gruener und die Radika noch blauer.

In Skopje couchsurfe ich wieder – das erste Mal seit Serbien. Meine Gastgeberin Mariska holt mich vom Busbahnhof ab. Sie kommt aus den Niederlanden und macht in Skopje einen Europaeischen Freiwilligendienst – sofort fuehle ich mich an meinen eigenen EFD in Polen erinnert. Mariska teilt die Wohnung mit zwei Slowaken. Ueberall an den Waenden haengen Post-its mit mazedonischen Vokabeln und grosse Flipcharts mit Projektplanungen. In Ohrid stand mir das Couchsurfen etwas bevor, ich war doch sehr ans Hosteln und die staendige Gesellschaft anderer Reisender gewoehnt. Kaum mache ich es mir aber auf Mariskas Couch bequem bin ich wieder vollkommen begeistert von der Gastfreundschaft und dem Erfahrungsreichtum, den diese Internetgemeinschaft ermoeglicht.
In Skopje ist es heiss. Ich verbringe den ersten Vormittag hauptsaechlich damit, die Fussgaengerzone auf und ab zu schlendern, Kaffee zu trinken, Eis zu essen und Leute zu beobachten. Ich sitze dazu lange auf einer Parkbank neben dem Mutter-Theresa-Haus – die ist hier geboren und allgegenwaertig mit kleinen Denkmaelern und in Informationsbroschueren. Nachmittags treffe ich Mariska und sie zeigt mir das tuerkische Viertel, die Čaršija, und wir klettern auf die verwilderte Burg Kale und schauen uns den Sonnenuntergang an. 

Skopje ist lebendig und energiegeladen. Dass es nicht besonders huebsch ist, macht ueberhaupt nichts, ich fuehle mich wohl. Zum Beispiel am Parlament – ein unglaublich haesslicher sozialistischer Bau, aber davor wehen, ich habe gezaehlt, 25 mazedonische Flaggen am Strassenrand. Die gelbe Sonne auf rotem Grund gibt dem Ort ein froehliches und stolzes Flair.
Skopje ist deswegen so gezeichnet von sozialistischer Architektur, weil es in den 1960er Jahren bei einem Erdbeben weitgehend zerstoert worden ist. Nun baut sich die Stadt ihre Geschichte neu, ueberall entstehen Gebaeude, die alt aussehen, es aber nicht sind. Am Anfang der zentralen Bruecke ueber den Vardar stehen gewaltige Statuen von Goce Delčev und Dame Gruev, zwei mazedonischen Freiheitskaempfern. Sie sind monumental und sehen aus als seien sie mindestens hundert Jahre alt – aber tataeachlich stehen sie dort erst seit zwei Monaten. Ich nehme an, dass Mazedonien als ein Land, das eigentlich keine Geschichte als selbststaendiger Staat hat, solche Dinge braucht, um sich selbst zu definieren. Es ist ja ein zutiefst zerrissenes Land, das Konflikte mit allen angrenzenden Staaten hat. Mit den sonst so schwierigen Serben sind die Beziehungen noch am besten – Albanien, Griechenland und Bulgarien haben alle ein aeusserst gespaltenes Verhaeltnis zu dem kleinen Nachbarn.
Am Abend gehen Mariska, ihre Mitbewohner und ich zum MakeDox Dokumentarfilmfestival und schauen einen Film ueber Mostar, der mich nur einmal mehr daran erinnert, wie tief sich diese Stadt in meinem Herzen verankert hat. Anschliessend uebersiedeln wir auf den Hauptmarkt, dort ist Strassenfest und herrliche Musik von einer italienischen Band mit einer E-Geige, einem Sopransaxophon, Gitarre und Bass – irgendwo zwischen Klezmer, Ethnic, Balkanfolk und Ska. Wir tanzen mit fremden Menschen bis nachts um 2.

Am naechsten Morgen fahre ich mit dem Bus nach Štip und treffe dort meinen Gastgeber Dejan. Wir versuchen meine weitere Route zu planen und es stellt sich heraus, dass der Bus nach Bulgarien, den ich nehmen will, nur nachts um 11 faehrt. Daher schlafe ich nur nachmittags 2 Stunden auf Dejans Couch und verbringe keine ganze Nacht in Štip. Die Stadt ist aber auch wirklich nicht sehr spannend – dafuer die Gespraeche mit Dejan umso mehr. Er hat nur ein Bein, faehrt aber gerade in Etappen mit dem Fahrrad um die Welt, Europa, Asien und Suedamerika hat er schon abgehakt. Wir schnacken so die Zeit davon und abends bringt er mich dann zum Bus.

Der Grenzuebergang nach Bulgarien ist definitiv ein EU-Grenzuebergang. Das erste Mal auf der Reise muss mein Gepaeck oeffnen, sie wollen viermal meinen Pass sehen und das ganze nachts um 2 mitten im Nirgendwo auf einem Bergpass. Mir ist kalt und ich bin muede. Trotzdem beschaeftigt mich am meisten, wie das Ganze die Mazedonier nerven muss. Jahrelang war der Grenzverkehr hier sicher voellig unspektakulaer, und dann brauchten die Mazedonier zwischen 2007 und Anfang des laufenden Jahres ploetzlich sogar Visa fuer Bulgarien!
Ich lande nachts um 4 in Blagoevgrad, wickele mich am Busbahnhof in meinen Schlafsack und doese zwei Stunden vor mich hin. Um 6 stehe ich auf und suche lange nach einem Geldautomaten und dem richtigen Busbahnhof. Schliesslich kriege ich um 7 einen Bus nach Rila und von dort aus einen zweiten zum Kloster Rila.
Rila ist ein friedlicher, ein zauberhafter Ort. Die Sonne scheint so schoen auf die herrliche Klosterkirche und die angrenzenden Klostergebaeude, und die bewaldeten Huegel des Rilagebirges sind voller Vogelgesang. 

Der Bergfluss donnert am Kloster vorbei ins Tal. Es ist so friedlich, dass einem die Geraeusche der Natur wie Laerm vorkommen – aber ein herrlicher Laerm! Ich beziehe fuer eine Nacht eine Zelle mit einer Pritsche, einem Waschbecken mit kaltem Wasser und einer geschnitzten und bemalten Holzdecke, die dem kargen Zimmerchen eine einfache Schoenheit verleiht, wie sie vielleicht nur einem Kloster angemessen ist. Ich wandere ein bisschen um das Kloster herum, verbringe eine lange Zeit in der Kirche und singe schliesslich eine Weile am Ufer des Flusses, in dessen eiskaltes Wasser ich natuerlich auch meine Fuesse hineinhalte. Um 7 gehe ich schlafen.

Ich erreiche Plovdiv am naechsten Nachmittag, und das erste Mal auf der Reise moechte ich am liebsten rueckwaerts wieder zurueck in den Bus fallen, der so schoen kuehl ist mit der Klimaanlage – es ist wahnsinnig heiss. Ich esse ein Eis und treffe meinen Gastgeber Ivan an der Hauptpost. Wir fahren zu ihm und seiner Freundin Nelly nach hause, gehen abends essen und haben einen sehr entspannten Abend.
Am naechsten Morgen laufe ich in die Stadt. Ivan und Nelly halten mich fuer verrueckt, weil ich ankuendige, vermutlich den ganzen Tag ausser Haus zu sein, trotz der Hitze. 

In der Tat suche ich mir zwischen antikem Amphitheater, den wunderbaren Gebaeuden in der Altstadt aus der Zeit der Bulgarischen Nationalen Wiedergeburt im 19. Jahrhundert und der Fussgaengerzone haeufig ein schattiges Plaetzchen, um ein paar Minuten auszuruhen, und nachmittags gehe ich Klamotten einkaufen und schaue in einem Irish Pub Weltmeisterschaft. Anders ist die Hitze einfach nicht zu ertragen.

Ich kann grundsaetzlich nicht bestaetigen, dass die Bulgaren alle grummelig und unfreundlich sind. In einem Internetcafe in Plovdiv lasse ich meine Wasserflasche stehen und ein Maedchen kommt mir, trotz 35 Grad, zwei Kreuzungen hinterhergelaufen um sie mir nachzutragen. Der Busfahrer zwischen dem Kloster in Rila und dem Dorf hilft mir, den schnellsten Weg nach Plovdiv herauszufinden und bewahrt mich so vor 4 Stunden Wartezeit in Blagoevgrad. Das Land kommt mir ansonsten westeuropaeischer vor, vor allem was die Standards im Transportwesen betrifft. Ich bin sehr gespannt auf die Kueste, die sicher deutlich touristischer sein wird. Vor allem freue ich mich auf das Schwarze Meer. Ich habe ja eine besondere Beziehung zur Ostsee, und das Mittelmeer ist mir auch so vertraut. Wie wohl diese neue Kueste mit ihren neuen Horizonten auf mich wirken wird?